JOHN FOGERTY PRESSEBERICHTE 1997

ROLLING STONE, Juni- Ausgabe

CD- Kritik: BLUE MOON SWAMP

Der deutsche Rolling Stone gibt in seiner Juni-Ausgabe 4 von 5 möglichen Sternen. 4 Sterne steht für "formidabel".;

"Creedence Fans, relax and rejoice! Womit keiner mehr gerechnet hatte: John Fogerty, den wir verbittert und völlig desillusioniert wähnten, verschanzt hinter den hohen Mauern seines kalifornischen Domizils, hat sein Refugium schon vor Jahren verlassen und ist im Mississipi-Delta untergetaucht, auf der Suche nach seinem ultimativen Sound und nach piece of mind. Beides hat er gefunden, Hallelujah, wovon Blue Moon Swamp beredt Zeugnis ablegt. Der Sumpf gärt, der Voodoo wirkt. Dabei ist die Mixtur die alte, sattsam familiär: bratziger, brodelnder Swamp-Rock und treibender Country-Blues. Der ganze misanthropische, mondsüchtige Romantizismus, aber rootsig instrumentiert und rassig gespielt."

(...)

"Die Songs gehorchen wohl alten CCR-Mustern, doch an die Stelle der rumpelnden Robustheit von ehedem sind Arrangements getreten, die fast filigran zu nennen sind. Dobro und Mandoline, Lap-Steel und Sitar sind zu einem erstaunlich dichten Soundgeflecht verwoben, das den Delta Charakter extrapoliert, ohne je poliert zu klingen. Und jeder Track auf diesem Album hat sein eigenes Gesicht."

(...)

"Unerwartete Freuden sind doch die schönsten. Keep on chooglin`."

Die Kritik ist von Wolfgang Doebeling.

ROLLING STONE, Juli- Ausgabe

Der Mond über dem Mississippi

Nach Jahren des Rechtsstreits und der Tatenlosigkeit kehrt JOHN FOGERTY mit einem fulminanten Album zu seinen Wurzeln in den Süden der USA zurück.

Nach über einem Jahrzehnt kehrt John Fogerty mit einem neuen Album zurück - und die jahrelange Arbeit im Studio hat sich gelohnt.
"Blue Moon Swamp" ist eine runde Sache: spielerisch leicht und mit deutlich mehr Schwung als der 1986 erschienene Vorgänger "Eye Of The Zombie".
Wem außer John Fogerty würde man schon einen Text abnehmen, in dem es um "swamp critters" geht - die kleinen Viechern in den Louisiana- Sümpfen?

Der auferstandene Fogerty wird bereits als einer der Väter der "No depression"- Bewegung gefeiert.
Er selbst kann damit allerdings wenig anfangen. "Bis vor kurzem wußte ich noch gar nicht, was der Begriff bedeutet." Doch heute, ein Jahrzehnt, nachdem der Gründer der legendären CREEDENCE CLEARWATER REVIVAL sich aus dem Musikbusiness verabschiedete, erlebte das Country- Rock- Genre, das Fogerty mit aus der Taufe hob, einen neuen Aufschwung, und Bands wie Jayhawks, Wilco und Son Volt erweisen dem Altmeister ihre Reverenz.

Und der hat wieder Geschmack am life on the road gefunden.
"Seit ich meine Frau kenne, und das sind jetzt auch schon zehn Jahre, habe ich nur bei Wohltätigkeitskonzerten gespielt", erzählt Fogerty- der mit 52 Jahren bemerkenswert fit und jugendlich wirkt- beim Frühstück in einem Restaurant hoch oben in den Bergen über Los Angeles.
"Ab und zu stupste sie mich in die Seite und meinte, ‘Meinst du nicht, es wird Zeit, daß du rausgehst und ein bißchen Geld verdienst?’"
Julie Fogerty, die er während einer Tournee in einer Bar in Indianapolis kennenlernte und inzwischen geheiratet hat, sitzt neben ihm. “ Julie hat mir in all diesen Jahren Halt gegeben. Ohne sie wäre ich vermutlich verrückt geworden.”

Was seinen Verstand auf die Probe stellte, war ein langwieriger Streit mit Saul Zaentz, dem Besitzer des Creedence- Labels Fantasy Records, der Fogerty in den 70er und 80er Jahren zu schaffen machte.
Zaentz hatte seinen ehemaligen Klienten auf Verleumdung und Beleidigung ( wegen "Zanz Kant Danz", einem Stück auf Fogertys Solo- Album "Centerfield" von 1985) und Selbstplagiat verklagt - Zaentz behauptete, daß der Titelsong des Albums bei älterem Creedence- Material geklaut sei, für das er die Rechte besitzt.

Für Fogerty bedeutete das den Absturz in ein emotionales Tief, aus dem ihn nur Zeit und ein lägerer Aufenthalt im tiefen Süden Amerikas schließlich wieder befreiten.
Die Beleidigungsklage wurde außergerichtlich beigelegt, der Vorwurf des geistigen Diebstahls konnte nicht aufrecht erhalten werden.

Das Resultat:
Alle zwölf tracks auf "Blue Moon Swamp" schäumen über vor neuentdeckter Lebensfreude, und - nicht weniger wichtig - sie rocken, daß sich die Balken biegen.

Fogertys Rekonvaleszens begann mit einer Reise ins Delta, einen Ort, den der gebürtige Westküstler zwar oft besungen hat, an dem er aber ironischerweise noch nie gewesen war.
“Ich hatte dieses starke Bedürfniss, den Mississippi zu sehen.”
1990 begann er mit einer Reihe von Entdeckungsfahrten in das Mississippi - Delta, in einem Mietwagen und mit einem Stapel Country - Blues - Cassetten im Gepäck.
"Ich wollte all diese alten Blueser, die ich noch von früher kannte, mit auf die Reise nehmen."
Von New Orleans aus ging es nach Memphis, Tennesse, und schließlich an das Grab des Blues - Giganten Robert Johnson.

Dieser Besuch hat Fogerty nachdenklich gemacht.
"Da liegt dieser Mensch begraben, und seine songs gehören vielleicht irgendeinem Typen namens Morris Stealum von Cheatem, Beatem, Whatever, der in einem Wolkenkratzer von Manhatten sitzt. Aber eigentlich sind sie Johnsons songs, er ist der geistige Eigentümer dieser Lieder, genau wie Howlin' Wolf oder Muddy Waters. Und irgendwann mal wird vielleicht jemand an meinem Grab stehen, und er wird nichts von Saul Zaentz wissen - scheiß auf ihn! Er wird nur wissen, ob meine Arbeit etwas wert war oder nicht. Als ich dort stand, dachte ich: Das ist es, worum es geht.
Es ist Zeit, wieder zu deinen Wurzeln zurückzukehren."

Leichter gesagt, als getan. Fogerty mußte eine Studioband zusammenstellen und feuerte zwei Schlagzeuger, bevor die Aufnahmen fü "Blue Moon Swamp" überhaupt begonnen hatten. Zuletzt hatte er fast 30 Drummer ausprobiert, nur um den perfekten Beat zu bekommen.
"Bei zwanzig habe ich aufgehört zu zählen", meinte er achselzuckend. "Ich hatte gedacht, diese Profis würden mich schon irgendwie über die Ziellinie tragen - aber das war wohl ein Irrtum."

Es dauerte fünf Jahre, bis "Blue Moon Swamp" im Kasten war, und der Aufwand zeigt sich in nahezu jedem Stück. Fogerty wird begleitet von einem wechselnden Ensemble, zu dem Drummer Kenny Aronoff und Bassist Bob Glaub (die beide in Fogertys Tourband spielen werden) und das renommierte Gospelquartett Fairfield Four gehören.
Multi - Instrumentalist Fogerty spielt Dobro, Mandoline, Bouzouki, Lap Steel, Orgel, eine elektrische Sitar - und natürlich sein Leib- und- Magen- Instrument, die Gitarre, die heute besser denn je klingt.

Was auch Musiker bestätigen, die zu Fogertys Glanzzeiten noch in den Windeln lagen.
"Ich stand immer total auf ‘Wrote A Song For Everyone’", berichtet Sänger Jeff Tweedy von Wilco. "CCR hatten enormen Einfluß auf mich" - ein Punkt, der von Journalisten, die über die Vertreter des neuen Americana - Genres berichten, gerne übersehen wird.
"Ich wäre froh, wenn Creedence und John Fogerty ein bißchen öfter erwähnt werden würden als Gram Parsons" meint Tweedy. "Nicht das ich Gram Parsons nicht mag, doch ich finde, CCR bringen die Sache ein bißchen besser auf den Punkt."

"Die Leute erzählen mir, daß viele junge Country- Musiker von Creedence beeinflußt worden sind", sagt Fogerty. "Auf die Idee bin ich nie gekommen. Wenn ich Vince Gill höre, ist das für mich einfach jemand, der zeitlose Musik macht, genauso wie Merle Haggard. Ich halte mich nicht für den Vater aller Dinge."

Trotzdem kann selbst Fogerty den Einfluß des Creedence- Erbes nicht leugnen.
Man nehme "Swamp River Days", ein Stück vom neuen Album, dessen Szenerie stark an den CCR- Klassiker "Green River" erinnert:
"Hey, eigentlich ist es eine exakte Kopie. Wie wär's mit 'ner Klage?"

Bericht von Dave DiMartino

ROLLING STONE, August- Ausgabe

JOHN FOGERTY Hamburg, Grünspan

Born On The Bayou

Als der ganz in Jeansstoff gehüllte Mann, der mit seinem roten Halstuch auch mit 52 Jahren noch linkischen Boy- Scout- Charme versprüht, die ersten Riffs in den ausverkauften Kiez- Club schickt, wird es zur Gewißheit:
Die letzten 26 Jahre waren nur ein böser Traum!
Haben sie überhaupt stattgefunden?

Schweißgebadet, aber überglücklich wachen die Getreuen auf, um dem Mann zu huldigen, der den Soundtrack ihrer Jugend schrieb.
Sogar der Fernsehgreis Thomas Gottschalk ließ Fogerty gewohnt gnaden- und verständnislos noch mal ein Potpourri absingen.

Breitbeinig kostet John Fogerty seinen späten Triumph aus, bleibt aber bescheiden, selbst in der Genugtuung darüber.
Seine Stimme, dieses heiser- enervierdende Schnarren, klingt durchdringender denn je; seiner stattlichen Gitarrenkollektion verlangt er alles ab.

"Green River", "Suzie Q", "Who'll Stop The Rain":
Zwischen die CCR- Hits streut Fogerty behutsam einige Songs aus dem Comeback "Blue Moon Swamp", die - ihrer Qualität zum Trotz - neben dem Altwerk verblassen müssen.
Subtil und sublim ist das nie gewesen, eher rustikal und rudimentär.
Hätte es da noch letzte Zweifel gegeben, wischt sie Drummer Kenny Aronoff endgültig von der Bühne:
In "Hau' den Lukas- Manier" läßt er den Swamp- Boogie seines Arbeitgebers weniger federn denn gnadenlos krachen.

Unverständlich nur, daß Fogerty auch Zuflucht beim hölzernen Blues sucht und darüber einige seiner besten Songs ignoriert:
Kein "Lodi" ( nach der die Menge für Sekunden sogar im Chor gerufen hatte ), kein "Have You Ever Seen The Rain".

Dennoch ein rauschendes Finale mit "Bad Moon Rising" und einem grimmigen "Fortunate Son".
In der Zugabe dampft noch einmal die "Proud Mary" den ol' river hinunter, bevor sich die "Travelin' Band" endgültig davonmacht.

Der böse Traum ist zu Ende.
Fogerty verspricht, daß es bis zum nächsten Mal nicht gar so lange währen soll.
Was zu hoffen bleibt. Für die Rente ist der Mann noch zu rüstig.

Autor: Jörg Feyer

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Musikexpress/ Sounds Juni- Ausgabe

"Ein Veteran will´s nochmal wissen".

"Seit dem Ende von CCR, der um 1970 erfolgreichsten US-Band, taucht er alle paar Jahre aus dem Nichts auf, ähnlich dem "Ding aus den Sümpfen" aus Jack Arnolds Horrorfilm. Aber anstatt Angst und Schrecken zu verbreiten, bereitet er simples Vergnügen. Er hält ein neues Album in der Hand und erinnert alle daran, daß er einer der letzten großen Songwriter Amerikas ist. Auch mit seinem neuen Album Blue Moon Swamp unterstreicht er diesen Status einmal mehr. Da fragt man sich: Warum macht er das nicht öfter?"

Kritik von Kürzel (mev).

CD- Kritik:
Unter der im Heft zu findenden CD-Kritik gibt es 5 von 6 möglichen Sternen. 5 Sterne steht für "muß man hören". 6 Sterne wäre "muß man haben".

"Zehn Jahre sind seit Eye of the Zombie, dem letzten musikalischen Lebenszeichen von Ex-CCR-Chef John Fogerty, ins Land gegangen. Und seitdem ist in der Musikwelt viel passiert. Sei´s drum-Fogerty juckt das alles nicht im geringsten. Warum sollte auch ein 52-jähriger sein Fähnlein nach dem Wind hängen? So gibt´s auf Blue Moon Swamp eben das, wofür das Markenzeichen Fogerty schon immer stand: schwerblütige Southern-Swamp-Grooves mit roh belassenen Licks aus der Bluesgitarre, ein paar Slide-Töne vom Dobro und natürlich Fogertys unverwüstliche Nebelhorn-Röhre. Die Harmonien bleiben einfach gestrickt, die Rhythmen rollen stur und ohne überflüssiges Beiwerk."

(...)

"Kurz: Blue Moon Swamp klingt so wie CCR heute wahrscheinlich klingen würden- um keinen Jota anders als vor bald dreißig Jahren. Quicklebendig, solide, ruppig, sympathisch und gut."

CD- Kritik von Kürzel (et).

Musikexpress/ Sounds August- Ausgabe

"Hamburg, Grünspan".

Einmal, mitten im Konzert, geht John Fogerty zu seinem Verstärker und fragt das Publikum:
"Darf ich Euch meinen Marshall vorstellen? Er ist so alt wie ich und war schon in Woodstock dabei!"

Das ist aber auch die einzige verbale Reminiszens an längst vergangene Zeiten, die der 52jährige Rocker im Hamburger "Grünspan" abläßt.
Die mit viel Liebe renovierte einstige Kiffer- Disco auf dem Kiez ist an diesem Abend Schauplatz der Wiederauferstehung einer Legende.

(...)

Denn heute abend gibt Fogerty ordentlich Zunder. Mit "Born On The Bayou" legt er gleich von Anfang an mächtig los. Dann folgt "Green River" und später "Suzie Q" in einer gewaltigen, von Rückkopplungen erschütterten Fassung.
Dieser Dinosaurier von einem Song klingt hier gerade so, als habe ihn sich eine Underground- Band vorgeknöpft.

Auch anschliessend kennt Fogerty kein Halten, spielt ein Solo nach dem anderen, unterstützt vom perfekten Groove seiner Rythmus- Sektion.
Rob Glaub (bg) und Kenny Aronoff (dr) sind zwei ausgebuffte Studioprofis, die für Fogerty genau jenes Umfeld bieten, daß dieser Musiker schon seit vielen Jahren verdient.

Bei fast jedem Song wechselt der einstige Creedence- Kopf die Gitarre. Und diese häufigen Wechsel machen durchaus Sinn:
Jeder Ton sitzt, bei alten ebenso wie bei den neuen Songs. Letztere fügen sich nahtlos ein in den Reigen der großen Hits der CCR- Ära.
So zum Beispiel " A Hundred And Ten In The Shade", vielleicht der beste Song des neuen Albums und eine Nummer, bei der Blues und Gospel eine außergewöhnliche Ehe eingehen.

Dann, nach fast zwei Stunden das furiose Finale:
"I Heard It Through The Grapevine", "Bad Moon Rising" und - natürlich - "Proud Mary".
Spätestens jetzt liegen die 800 Zuschauer im Grünspan dem Swamp- Rocker John Fogerty förmlich zu Füßen - und nehmen anschließend folgende Gewißheit mit nach Hause:
Ein großer Rockmusiker ist zurückgekehrt - und zeigt zahllosen jungen Bands, wo genau es eigentlich langgeht.

Autor: Kürzel (ram)

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GOOD TIMES 4/97

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HAMBURGER MORGENPOST, 20.Juni

Der Altstar spielt nächste Woche im ausverkauften Grünspan. MOpop hat noch Tickets!

Wenn jemand weiß, was es bedeuted, Dinge reifen zu lassen, dann mit Sicherheit John Fogerty.
Fast 11 Jahre sind seit dem letzten Soloalbum "Eye Of The Zombie" vergangen, daß den Fan im Strudel zeitloser Mittelmäßigkeit hinterließ. Aber mit "Blue Moon Swamp" wird alles anders.

Ein Blick ins Jahr 1968:
Creedence Clearwater Revival kommen zwar aus der nordamerikanischen Bay Area, mischen in ihre Musik aber nicht nur Blues und Rock, sondern auch ein Element, das Bandleader John Fogerty "Swamp" nennt. Ohne dort gelebt zu haben, beschwören CCR das Lebensgefühl in den Sümpfen (Swamps) des Mississippi - Deltas, wo die traditionelle Roots-Musik einst von Robert Johnson aus der Wiege gehoben wurde.
Zwischen 1968 und 1971 schafft es die Band mit Hits wie "Proud Mary" oder "Green River" zehnmal in oberste Chartkategorien.

Doch so schnell wie der Erfolg kommt das Aus. Kurz vor Veröffentlichung des "Pendulum"- Albums meutern die Bandmitglieder (auch Johns Bruder Tom) und pochen, angestachelt von Manager Saul Zaentz, auf Mitbestimmung.
Fogerty fügt sich, kann aber den endgültigen Bruch nicht verhindern.

1985, nach zwei müden Solo- Versuchen, rückt Fogerty mit "Centerfield" kurz ins Rampenlicht, verabschiedet sich aber ein Jahr später mit "Eye Of The Zombie".
Alte Fans feiern "Blue Moon Swamp" jetzt als Wiederentdeckung amerikanischer Musikwerte, neue werden entzückt sein.

Autor: Andreas Borcholte

HAMBURGER MORGENPOST, 26.Juni

John Fogerty ist zurück. Und feiert morgen im ausverkauften Grünspan ein glorreiches Comeback - und sein neues Album.

"Blue Moon Swamp", Fogertys neues Album.
Songs, die er sich im Verlauf der letzten vier Jahre in liebevoller Kleinarbeit vom Herzen geschrieben hat.
MOpop traf den ehemaligen Frontmann der 60er- Jahre- Band Creedence Clearwater Revival. Ein alter Mann ist er trotz grauer Haare nicht geworden. Zehn Jahre sind seit "Eye Of The Zombie" vergangen, dem letzten Lebenszeichen des Mannes, der mit "Bad Moon Rising" oder "Green River" zu einem der besten Songschreiber amerikanischer Roots- Musik ernannt wurde.

Fogerty zog nach einigen Rückschlägen (z.B. dem Streit um die Rechte seiner Songs) soviel Kraft und positive Lebensenergie aus dem schlichten Leben mit seiner Familie, daß er sich ermuntert fühlte, "ein Album aufzunehmen, daß es problemlos mit CCR aufnehmen kann. Kein müdes Altrocker - Comeback".

Vier Jahre lang reiste er immer wieder in die Sümpfe Louisianas, um nach dem "Swamp", den Ursprüngen amerikanischer Rockmusik zu suchen. Das Ergebnis findet sich auf "Blue Moon Swamp", dem vitalen Statement eines aufgeschlossenen Musikers, der sich nicht unterkriegen läßt.

Ein Album, das, 25 Jahre nach Auflösung der Band, als eines der besten CCR - Alben gewertet werden muß.

Autor: (Kürzel) ab

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SPIEGEL, Juni- Ausgabe

Der Amerikaner John Fogerty, dem mit der Band "Creedence Clearwater Revival" viele Rock - Klassiker gelangen, versucht nach 25 Jahren ein Comeback.

Der Beamte im Postamt hatte ihm die genaue Lage verraten, und schließlich stand John Fogerty am Grab des Bluesmusikers Robert Johnson in Moorhead, Mississippi.
(...)
John Fogerty, inzwischen 52, hörte Johnsons songs bereits auf der High School und glaubte an den auch von anderen Rockgitarristen wie Eric Clapton und Ry Cooder verehrten Bluesheiligen "wie an eine Seite aus der Bibel".
(...)
Die Wallfahrt ans heilige Grab, die Fogerty ins hinterste Mississippi führte, war allerdings eher therapeutisch gedacht. Nach einem stummen Zwiegespräch mit dem Meister war Fogerty mit sich im reinen:
Er beschloß, fortan wieder aufzutreten -
(...)
Die Hitfrabik (CCR) mit dem Songschreiber, Gitarristen und Produzenten Fogerty berief sich auf den bodenständigen Rock 'n' Roll der Südstaaten, der 1969 bereits wie aus einer anderen Welt klang. CCR war nie modern - und deshalb immer auf der Höhe der Zeit.
(...)
Entdeckt hatte sie der Produzent Saul Zaentz, für Fogerty heute "mein schlimmster Feind".
(...)
Jedesmal wenn ein CCR - Stück gespielt wird, und sei es von John Fogerty selber, verdient Zaentz eine Menge Geld - und der Autor nichts. Dagegen konnte sich Fogerty nur wehren, indem er seine eigenen songs einfach nicht mehr spielte.
Im Frühjahr erhielt Saul Zaentz für seine selbstlosen Verdienste als Filmproduzent ("Der englische Patient") den Irving G. Thalberg Award. Fogertys Kommentar:
"Er wurde reich mit unserer Arbeit, er hat sie uns gestohlen."

Inzwischen hat Fogerty zwar gewiß nicht mit Zaentz, immerhin aber mit der ungerechten Welt seinen Frieden gemacht. Seine zweite Frau, so sagt er, habe ihn gelehrt, positiv zu denken - und so fängt er noch mal von vorn an.

Auf "Blue Moon Swamp", seiner gerade veröffentlichten Solo - CD, besingt er einmal mehr den alten Süden, "Wo der Rock 'n' Roll herkommt". Wie früher feiert er alte Autos und alte Gefühle. Und dabei klingt Fogerty so sehnsüchtig, nostalgisch und selbstbewußt wie in den besten Zeiten seiner Band.
(...)

In dieser Woche absolvierte Fogerty einen Klubauftritt in Hamburg, im Oktober geht er auf Europatournee, und mit dem Segen aus dem Jenseits wird er endlich wieder seine alten Songs spielen.
Jahrzehntelang haben sie überwintert, dafür sorgte schon eine weltweit verzweigte Gemeinde von Creedence Clearwater Revival - Anhängern:
Tina Turner hat "Proud Mary" aufgenommen, die New Yorker Interlektuellen- Krachband Sonic Youth ein Album ("Bad Moon Rising") nach einem CCR - Titel benannt, und in seinem jüngsten Buch "In einer dunklen Nacht ging ich aus meinem stillen Haus" nennt Peter Handke das kalifornische Kaff Lodi eine "weltberühmte Stadt" - nur weil Lodi in einem CCR - Song verewigt ist.

Autor nicht benannt.

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STERN, Juni- Ausgabe

Back On The Track

JOHN FOGERTY, EX - CHEF VON CREEDENCE CLEARWATER REVIVAL, FEIERT SEINE WIEDERAUFERSTEHUNG - UND BESCHWÖRT DIE ALTEN ROCK 'N' ROLL GEISTER

Seine Geburtstagsfeier im "House Of Blues" von Chicago wurde zur lautstarken Wiedergeburt:
"Als ob die Zeit nie vergangen wä", nuschelte John Fogerty ins Mikrofon.
Dann griff der frühere Sänger und Gitarrist der "Creedence Clearwater Revival" in die Saiten seiner Gibson Les Paul und knallte den Gästen alte und neue Hits um die Ohren. So mitreißend klang der 52-järige, daß die "New York Times" schwärmte:
"Wenn etwas im Rock 'n' Roll ewig ist, dann das urzeitliche Schwirren einer Rockabilly - Gitarre."

Elf Jahre lang gab's davon nichts zu hören. Von Selbstzweifeln zerfressen, hatte Fogerty Plattenproduktion und Shows immer wieder verschoben und insgesamt eine Million Dollar verpulvert - bis endlich das neue Werk klang, wie er sich echten Rock'n'Roll vorstellt.
(...)

Seine Frau Julie Kramer brachte den alten Rocker wieder aufs Gleis. Mit ihr lebt er heute in der Nähe von Los Angeles.
Zum Start seiner Tournee, die im Herbst auch nach Deutschland führt, schreibt ein Kritiker:
"Fogertys Musik war schon in den 60ern altmodisch, ist es erst recht heute. Aber sie bleibt unvergänglich."

Autor: Gabriel Grüner

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AUDIO/ August

Fast versumpft

Die Songs auf diesem Album atmen die dämpfige Schwüle der Sümpfe des US-Südens.
Und wer die alten CCR-Zeiten -Zaentz hab´ sie selig!- aufleben lassen will, der muß sich eh´ an ihren besten Musiker halten.
Bruder Tom starb 1990 an Tuberkulose, Clifford und Cook hatten ´96 mit einem beschämenden Neustart als Creedence Clearwater Revisited keinen rechten Erfolg.
Und Saul Zaentz hat genug damit zu tun, sein goldenes Huhn (der Rechtebestand an an CCR-Oldies) silberne Eier (Sampler, Neuauflagen) legen zu lassen.

Autor: Juergen Seibold

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ACCESS, Juli/ August- Ausgabe

CD- Kritik:

Was das ganze Album über positiv auffällt, ist zum einen die Produktion und zum anderen Fogertys Gitarrenarbeit:

sehr feinfühlig und reichhaltig an hörenswerten Kleinigkeiten, die bei dieser Platte das Salz in der Suppe ausmachen.
Ein fader Nachgeschmack bleibt jedoch trotzdem, denn stimmlich ist Fogerty offensichtlich ein wenig in die Jahre gekommen:
kraftvolle Vocals, wie man sie von CCR gewohnt ist (man erinnere sich nur an "Travelin´ Band"), vermißt man auf Blue Moon Swamp, der Gesang ist sehr gesittet.

Und hatte Mr. Nachtragend (der Streit mit seinen ehemaligen Kollegen Stu Cook und Doug Clifford ist bis heute nicht bereinigt - wie kann man bloß eine Legende auseinanderbrechen lassen, um eine mäßige Solokarriere zu starten???) allerhöchstens ein oder zwei Füller pro Album geschrieben, so ist heute bereits die Hälfte der neuen Songs unter seinem Niveau.

Nun werden sich einige Leser fragen, warum wir Blue Moon Swamp als Tip des Monats vorstellen.
Ganz einfach: Fogerty spricht mit dieser Platte ein enormes Fanspektrum an, und die guten Songs sind so gut, daß man sich das Teil eigentlich kaufen muß.
Wer zweifelt wird gebeten, in diese Scheibe ausgiebig reinzuhören.

Autor: unbekannt

Konzert- Kritik: Hamburg/ Grünspan

Erst Anfang dieses Jahres meldete er sich mit einem neuen Studioalbum namens Blue Moon Swamp zurück.

Und auch auf der Bühne gab er sich wieder die Ehre - in Deutschland allerdings nur ein einziges Mal.
Klar, daß der kleine Hamburger Club Grünspan aus allen Nähten platzte.
Auch klar, daß Fogerty von seinen zumeist nicht mehr ganz so jungen Fans wie der verloren geglaubte Sohn empfangen wurde.

Unverständlich ist jedoch, warum das Publikum vor allem bei den alten CCR-Titeln tobte, denn an die sollte sich der gute John, dessen Stimme heute längst nicht mehr so rauh und kraftvoll klingt wie vor drei Dekaden, nicht mehr heranwagen.
Die Stücke von Blue Moon Swamp brachte er zwar ganz exzellent, doch Songs wie "Long as i can see the light" oder gar "Travelin´ Band" fehlt anno´97 der Biß, was den Gesang angeht.
Und auch was die Band anbetrifft, denn seine alten CCR-Kollegen sind einfach nicht zu ersetzen.

Autor: unbekannt

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