JOHN FOGERTY PRESSEBERICHTE 2008

STUTTGARTER ZEITUNG

Die musikalische Wiedergeburt
Von Uwe Käding, AP

Die Stimme von CCR kommt mit seiner "Revival"-Tournee auch nach Stuttgart

Er ist die Stimme von Creedence Clearwater Revival, eine Rock-Legende, und er ist wieder da: John Fogerty. Seine Geschichte ist ein filmreifes Drama, in der er die Rolle eines begnadeten Musikers, eines betrogenen Geschäftsmanns und eines wütend mit dem Kopf durch die Wand stürmenden Feuerkopfs spielt. "Ich war sehr, sehr wütend", sagt Fogerty in einem Interview.

Doch es gibt das nicht mehr für möglich gehaltene Happy End: Fogerty schiebt allen Groll beiseite, singt wieder die alten CCR-Hits und nimmt ein Album auf, das er "Revival" nennt. Im Juni gibt der 62-Jährige auf seiner Welttournee auch sieben Konzerte in Deutschland. "Wenn man älter wird, lernt man, keine Zeit damit zu verschwenden, wütend zu sein oder über die Vergangenheit nachzudenken. Ich habe lange dafür gebraucht, ha! Aber es ist ein sehr guter Rat." Vor drei Jahren nahm Fogerty ein Live-Album mit 18 CCR-Hits auf - nach 30 Jahren wurde endlich eine Einigung mit seiner alten Plattenfirma Fantasy zum Urheberrecht erzielt. Wegen Vertragsklauseln, die den früheren Manager und Labelchef Saul Saentz begünstigten, hatte er bis dahin Tantiemen zahlen müssen, wenn er seine eigenen Hits spielte. Folglich spielte er bis 1990 gar kein CCR-Material, danach eher selten - eine Solokarriere war schon aus diesem Grund auf dem Niveau der Creedence-Ära von 1968 bis 1972 nicht machbar.

"Am einfachsten und doch am schwersten zu fassen"

"Ich hatte lange Jahre Streitereien mit Anwälten und sagen wir mal Betrug durch Freunde und all diese Sachen", sagt Fogerty. "Ich habe das jetzt vergessen, ich bin einfach nur glücklich. Mein Privatleben ist sehr, sehr glücklich, beständig und freudig. Und das muss auch das Geheimnis sein, warum meine Musik jetzt wieder viel besser ist. Es ist nicht einfach, das zu erreichen. Ich wünschte, ich könnte es in Flaschen abfüllen und es allen weitergeben, damit sie auch dieses Wunder erleben. Es ist die einfachste Sache und doch die am schwersten zu fassende." Zwölf Songs schrieb er für das Album "Revival". "Die Lieder kamen ganz einfach. Es war kein großer Kampf. Es war so einfach wie vor 40 Jahren. Sie klingen auch ganz normal neben den Klassikern. Sie klingen, als ob sie dahin gehören."

"Es ist eher, was man fühlt"

Musik könne man leicht zu Tode denken, sagt Fogerty. "So wie ein Koch, der zu sehr über sein Menü nachdenkt und es zu kompliziert macht - ich hasse es, so dumm zu klingen, aber wenn es zu kompliziert wird, ist es möglicherweise nicht mehr besonders gut. Ich habe mit Alben in der Vergangenheit gekämpft; einige wie 'Blue Moon Swamp' sind ganz gut geworden. Es war aber schwer, dieses Album zu machen, besonders die Lieder dafür zu schreiben. Bei 'Revival' kamen die Songs ganz einfach, und es hat Spaß gemacht. Ich kann das nicht richtig erklären: Es ist weniger, was man denkt, es ist eher, was man fühlt. Ich wünschte, ich hätte das vor 20, zehn oder auch nur fünf Jahren schon geschafft. Ich allein kann das aber nicht herbeiführen; es ist eher wie ein Geschenk - so wie vor vielen Jahren."

Seine zweite Frau Julie half Fogerty, die Kreativkrise zu überwinden. "Ihre Liebe und unsere wunderbare Beziehung haben die Wut aus mir vertrieben. In den Jahren - wir sind über 20 Jahre zusammen - habe ich daran glauben gelernt, dass das Wichtigste in meinem Leben meine Frau und meine Kinder sind. Ich habe nicht mehr so viel über meine Karriere nachgedacht. Und es ist komisch, wie das funktioniert: Seitdem ist die Musik, die ich mache, wieder viel besser."

Albumtitel keine Anspielung auf CCR

Julie, mit der Fogerty vier Kinder hat, schlug auch den Titel "Revival" vor. "Am Anfang hatte ich das missverstanden, aber sie meinte meine persönliche Wiederbelebung. Sie sagte: 'Vor langer Zeit hattest du Erfolg, warst auf dem Gipfel. Und dann bist du einen langen Weg durch ein dunkles Tal gegangen und kamst im Privatleben an einem glücklichen, sonnigen Ort an. Du hast ein persönliches Revival und deshalb scheint deine Musik auch wieder viel besser zu sein."

Zu dieser Entwicklung kommt noch ein mystisches Erlebnis am Grab von Blues-Legende Robert Johnson. "Als ich 1997 Blue Moon Swamp' machte, habe ich von meinem Besuch am Grab Robert Johnsons zu erzählen begonnen. Ich sagte: 'Wissen sie, an diesem Tag habe ich entschieden, dass es für mich in Ordnung ist, wieder meine alten Creedence-Songs zu singen.'" Erst viele Jahre später sei ihm klar geworden, dass er deswegen zum Mississippi gereist sei. "Ich hatte es damals nur nicht gewusst. Jahre später erkannte ich, dass der wahre Zweck der war, dass meine Vergangenheit und meine Lieder mir zumindest spirituell zurückgegeben werden."

"George Bush ist ein 'Fortunate Son'"

Von der Idylle "Don't You Wish It Was True" bis zum biografischen "Broken Down Cowboy" und dem hymnischen "River Is Waiting" hat "Revival" eine sehr harmonische, friedvolle Seite. Aber Fogerty kann immer noch wütend werden, über Politik und vor allem Präsident George W. Bush. "Zum ersten Mal hatte ich mich wegen Richard Nixon und Watergate geschämt, Amerikaner zu sein", sagt Fogerty. "Dann habe ich erkannt, dass 'meine Regierung' nicht identisch mit 'meinem Heimatland' ist. So fühle ich mich nun auch mit Bush als unserem Präsidenten. Er hat eine Menge Dinge getan, die ich nicht gut finde. Das schließt mich nicht davon aus, Amerikaner zu sein."

Deswegen passen das neue "I Can't Take It No More" mit der Breitseite vor allem gegen Bushs Irak-Politik und "Fortunate Son" so gut zusammen: "George Bush ist wirklich ein 'fortunate son'. Er ist genau die Person, die ich damals in dem Lied beschrieben habe." Die mit "silbernen Löffeln im Mund" geborenen Senatorensöhne mussten nicht nach Vietnam; Bush diente in der Nationalgarde. "Wenn wir über Politik und Ungerechtigkeit sprechen, werde ich immer noch ganz schön wütend. Aber das ist eher ein schwelender Zorn in mir." Aber sonst wirkt Fogerty entspannt, lacht gerne auch über sich selbst und freut sich, wieder eine Band zu haben. "Wenn Musiker zusammen spielen, ist das das beste Gefühl in der Welt."

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