JOHN FOGERTY PRESSEBERICHTE 2005

FAZ

Böser Mond, du gehst so stille
Von Edo Reents, 27. Mai 2005

Über all der Begeisterung und Ablehnung, welche der Rock 'n' Roll erfuhr, wurde meistens übersehen, daß es sich bei ihm um volkstümliche Kunst handelt. Er war eine Angelegenheit, die potentiell jedermann anging, sonst hätte niemand die Notwendigkeit gesehen, ihn zu bekämpfen.

In seiner besten Spielart war er „so amerikanisch und so universal wie Cheeseburger, Flipper und Bluejeans“, wie Franz Schöler einmal über „Creedence Clearwater Revival“ (CCR) bemerkte. Was andere ungern gehört hätten, mußte diese Band als Auszeichnung verstehen, weil es der Absicht ihres Anführers genau entsprach.

Erdrückend dominierend

John Fogerty, der Jüngste des Quartetts, dem auch sein inzwischen verstorbener Bruder Tom angehörte, wollte Musik machen, die sich nicht nur gut verkaufte, sondern etwas Allgemeingültiges zum Ausdruck brachte. Das gelang der von ihm als Sänger, Sologitarrist, Songschreiber, Arrangeur und Produzent erdrückend dominierten Band auf einzigartige Weise: CCR machten nur vier Jahre lang Platten, aber sie verkauften davon allein in dieser Zeit weit mehr als hundert Millionen; sie waren in Amerika zur Saison 1969/70 beliebter als die „Beatles“. Fogerty, so Rowohlts Rock-Lexikon, schrie mit seiner nach jahrelangem Singen ohne Mikrofon geschulten, eher hohen Stimme „so durchdringend, die Band rockte so kräftig, daß ihre Musik selbst im billigsten Transistorradio noch akzeptabel klang.“ Dies ist nachzuhören auf der sorgfältig gestalteten Werkschau (Zyx Music).

Fogertys konsequenter Anti-Modernismus nahm sich neben den psychedelischen Spielarten anderer Bands jener Jahre seltsam genug aus, nötigte aber dank seiner stilistischen Geschlossenheit auch anspruchsvolleren Hörern Respekt ab. Er verschmolz schwerblütigen, südlichen Country-Blues mit hartem Boogie und Folk zu etwas Neuem, das ganz und gar archetypisch war und die Leute glauben ließ, es mit etwas Urvertrautem zu tun zu haben.

Im Reifezustand

Das Debüt war mit den Screamin'-Jay-Hawkins- und Wilson-Pickett-Adaptionen noch dem Rhythm & Blues verhaftet; aber schon auf dem Folgewerk „Bayou Country“ präsentierte sich Fogerty im Reifezustand, der eine Weiterentwicklung im Grunde überflüssig machte. Sein Anspruch war kein enzyklopädischer, ihm war an der Verfeinerung einer einzigen Idee gelegen. „Born On The Bayou“ stimmte ein zwiespältiges Lob über den amerikanischen Süden als Fluch und Fluchtpunkt an.

Fogerty hatte damit eine Projektionsfläche gefunden, die das Image seiner betont unglamourösen Band nachhaltig prägte. „Proud Mary“ war, nicht nur in dieser Hinsicht, der zwingendste Song; der gelassene, machtvoll ausgreifende Rhythmus ließ einen die Räder des Mississippi-Dampfers unmittelbar und wie mit eigenen Augen sehen. Dabei waren die Landschaftsmalereien ein fake: Fogerty durchmaß ein Areal, das für ihn nur in der Phantasie existierte - er war von seiner nordkalifornischen Heimat aus noch nicht einmal bis Memphis gekommen, das er jedoch mit mehr feeling und Autorität besang als jeder andere weiße Rockmusiker.

Beschränkt auf das Nötigste

Man spürte, daß all die Lieder über Ochsenfrösche, den „Bad Moon Rising“ und den „Green River“, die sich in jeder Hinsicht auf das Nötigste beschränkten und das persönliche Bekenntnis mieden, in einem poetischen Sinne beglaubigt waren. Dies erklärt auch, warum sich selbst mit den wenigen politisch gemeinten Songs wie „Fortunate Son“, „Run Through the Jungle“ und „Who'll Stop the Rain“ Vietnam-Soldaten und Friedensdemonstranten gleichermaßen identifizierten.

Die Intensität, in die sich Fogerty vor allem auf den Platten „Cosmo's Factory“ und „Pendulum“ (beide 1970) hineinspielte, brachte trotz einer grundsätzlichen Zutraulichkeit dieser Musik aber auch so etwas wie Lebensangst zum Ausdruck. Was vormals nur von ferne bedrohlich geklungen hatte, schlug um in Verzweiflung: „I Heard It Through the Grapevine“, die schwierige Motown-Vorlage, zwang Fogerty in elf Minuten rustikal in die Knie; in der Ballade „Long As I Can See the Light“ vertiefte er den Abschieds- zum Weltschmerz. Gleichzeitig produzierte er wuchtig-übermütige Songs, die bis heute ein wirksames Mittel gegen melancholische Anwandlungen sind: „Down On the Corner“ und, vor allem, „Up Around the Band“, das er so frenetisch singt, als gäb's den Elan seiner Jugend ewig.

Auf Jahrzehnte blockiert

Aber John Fogerty stieß bald an seine Grenzen. Lange nach dem Ende der Band wurde bekannt, daß er einst leichtsinnig einen Knebelvertrag unterschrieben hatte, der ihn um die Tantiemen eines Werks brachte, das zu den kostbarsten der Rockgeschichte gehört. Das ganze Geld fiel dem Produzenten Saul Zaentz zu, auf dessen Label „Fantasy“ die CCR-Platten erschienen. Fogerty war - und dies ist wohl der krasseste Fall von Talentausbremsung - auf Jahrzehnte blockiert, legte aber in den wenigen Schaffensphasen meistens Makelloses vor.

Es ist müßig zu fragen, was aus dieser Karriere ohne die erbitterten Rechtsstreitigkeiten geworden wäre. Vielleicht ist das Genial-Einfache, Unausgetüftelte sowieso nur in größeren Abständen möglich. Fogerty ahnte vermutlich, daß ihm nicht viel Zeit bleiben würde, seine Vorstellungen so zu verwirklichen, wie er es für richtig hielt. Deswegen nahm er das Ruder fest in die Hand, auch um den Preis von Zerwürfnissen, von denen die Kollegen nicht ausgenommen waren: „Das erste Album war gut gelaufen, aber eine große Karriere wäre daraus nicht geworden. Entweder die nächste Platte würde ein wirklich großer Erfolg werden, oder ich könnte wieder Autos waschen gehen.“

Er hat sein Ziel erreicht. Auch als Solist spricht er eine Sprache, die überall verstanden wird: „Rockin' All Over the World“ und „Deja Vu All Over Again“ - schon die Titel sagen, worum es ihm immer ging. Wie sehr dieser Universalismus fortwirkt, davon konnte man sich noch im März überzeugen, als er eine der eindrücklichsten Shows bot, die im Seniorenbereich zu erleben sind. An diesem Samstag wird John Cameron Fogerty sechzig Jahre alt.

Text: F.A.Z., 28.05.2005, Nr. 121 / Seite 33

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KÖLNISCHE RUNDSCHAU

Wenn die alte Harley in der Garage rostet
Von KERSTIN VÖLLING, 20.03.2005 21:53 Uhr

KÖLN. Er hat's vermasselt. John Fogerty hätte mit seiner Band Creedance Clearwater Revival den Country-Rock für immer aus dem Schattendasein der Popwelt befreien können. Aber nein, der Herr musste sich den Mega-Erfolg Anfang der 70er zu Kopf steigen lassen. Er vergraulte zunächst Bruder Tom, dann Doug Clifford und Stu Cook und ließ sich auf einen endlosen Streit um die Song-Rechte ein.

Es gibt so einige unter den rund 3500 Fans im Palladium, die ihm für diese grenzenlose Dummheit heute noch die Ohren lang ziehen könnten. Wie elektrisiert kitzelt Fogerty die an Eingängigkeit nicht mehr zu überbietenden Riffs aus den Saiten, wechselt fast nach jedem Lied die Gitarre, um den optimalen Sound zu treffen. Auch unverstärkt reicht sein prägnantes Organ bis in die hintersten Reihen. „Suzi Q.“ - kaum ein Blick auf die Video-Clips ist nötig, um sie vor Augen zu haben: Die US-Boys, eben mal zu GIs gemacht, wild entschlossen, sich das Recht auf jugendliche Lebensfreude in Vietnam zu bewahren, laufen mit Pop-Songs auf den Lippen in ihr Verderben: „...better run through the jungle...“

Mit dem jüngsten Album „Deja vu (all over again)“ versucht Fogerty an alte Protestzeiten anzuknüpfen, vergleicht Vietnam mit dem Irak-Krieg. Man kann dem Kalifornier durchaus vorwerfen, er springe nur auf einen Zug auf, um wieder Erfolg zu haben. Auch dass im Live-Programm gerade mal drei von 28 Stücken neu sind, ist ein Indiz dafür. Ob nun „Sugar, Sugar“ oder „She's got Baggage“ - ihnen fehlt Esprit. „Deja vu“ steht auch für abgekupferte Melodien, mit denen der fast 60-Jährige wie ein angezählter Boxer zurück in den Kampf will.

So oft er auch das Publikum fragen mag: Heute sind die wenigsten mit ihrer Harley da. Die Ex-Rocker brachten ihre Söhne in Familienkutschen zum Konzert, um zu zeigen, auf was sie als Teenager standen. Zeit ist eben gnadenlos. Sie wartet auf niemanden, auch nicht auf John Fogerty. „Rockin' all over the world“ als Zugabe zu spielen, um zu zeigen, was man solo schon so auf die Beine gestellt hat, ist überflüssig. Sie wollen hier den „Sweet Hitch-A-Hiker“ hören.

(KR)

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WDR 2

John Fogerty rockt im Kölner Palladium
Der Kopf von Creedance Clearwater Revival in concert

John Fogerty - der musikalische Kopf der legendären US-Band Creedance Clearwater Revival - macht sich rar. Sparsame zwei Konzerte in Deutschland, davon nur eines im Sendegebiet. Zuletzt konnte man den 59-Jährigen in Deutschland vor rund fünf Jahren im Vorprogramm von Tina Turner erleben. Seitdem gibt's zwar ein neues Album ("Deja vu - All over again" 2004), aber eigentlich ist alles beim Alten geblieben. Das gilt vor allem für seine Musik: Der typische Fogerty-Sound, eine Mischung aus geradlinigem Rock, Blues, Country und eingängigen Refrains, hat mittlerweile fast vierzig Jahre Tradition.

In seiner Heimat Kalifornien verdiente sich der junge Fogerty in den 1960ern die ersten Sporen als Musiker mit der Schulhof-Band "The Blue Velvets". Zusammen mit seinem älteren Bruder John (*1941) spielte er ab 1964 bei den "Golliwogs", wo es die beiden mit Rock'n'Roll und Rhytm'n'Blues-Stücken zu überregionaler Bekanntheit brachten. Nach der Armeezeit 1966/67 gründeten Tom und John gemeinsam mit Douglas Clifford und Stu Cook schließlich "Creedance Clearwater Revival". Unter diesem sperrig-verheißungsvollen Titel ("Creedance" hieß ein Freund von Tom Fogerty, "Clearwater" war aus einer Bierreklame geklaut und "Revival" versprach eine spektakuläre Neugeburt), produzierten CCR zwischen 1968 und 1972 Hits wie am Fließband. Mit Liedern wie "Proud Mary", "Green River" oder "Bad Moon Rising" eroberte sich das Quintett in kürzester Zeit eine riesige, weltweite Fangemeinde. Zeitweise waren CCR in mehr als 20 Ländern in den Top Ten vertreten. Motor und Kopf der Band war John Fogerty. Die Dominanz des jüngeren Bruders bei Creedance Clearwater Revival vergraulte schließlich Tom Fogerty. Er verließ 1971 die Band. Ein Jahr später, nach einem erfolglosen Album ("Mardi Gras") mit den beiden verbliebenen Musikern, erklärte John Fogerty die endgültige Auflösung. Von der einst "besten Band der Welt" (Bruce Springsteen) ist nur ein Mythos geblieben.

Rechtsstreitigkeiten und Auseinandersetzungen mit den ehemaligen Bandkollegen und der Plattenfirma, die weiterhin die Rechte an den CCR-Stücken hält, überlagerten zeitweise den Erfolg Fogertys als Solo-Künstler. Spektakuläre Veröffentlichungen wie die LP "John Fogerty" von 1975 (mit "Rockin' all over the World", das in der Cover-Version von Status Quo 1977 weltberühmt wurde) oder dem Grammy prämierten Rockalbum "Blue Moon Swamp" von 1997 hielten John Fogerty aber immer im Gedächtnis seiner Fans.

Auf dem WDR 2 Konzert im Kölner Palladium präsentierte sich die amerikanische Rocklegende Fogerty gut aufgelegt und voller musikalischer Energie. Rund 3.800 Zuschauer gesetzteren Alters verfolgten ab 20.06 Uhr die hundertminütige Show. Im Rauch vanille-aromatisierter Zigarillos wippten die überwiegend männlichen Konzertbesucher ihr schütteres Haar und hofften auf den Soundtrack ihrer Jugend. Und genau den gab es: Begleitet von einer soliden Band (Schlagzeug, Bass, zwei Gitarren) reihte John Fogerty einen Klassiker an den nächsten und wurde nach den ersten Takten regelmäßig von Beifallstürmen unterbrochen. Bemerkenswerterweise haben nicht nur Fogertys Kompositionen, sondern auch seine Stimme die Jahrzehnte gut überstanden. Das konstant begeisterte Publikum bejubelte seinen Helden durchgängig und bei politischeren Liedern wie "Fortunate Son" oder "Have you ever seen the rain" hatte das rhytmische Kopfnicken auch inhaltlich zustimmenden Charakter. Es gibt sie also noch, die deutsch-amerikanische Freundschaft. Fogerty könnte also ruhig öfters nach Deutschland kommen.

Setlist 18. März 2005 (Palladium Köln)

Travelin' Band
Green River
Suzie Q
Lodi
Who'll Stop The Rain
It Came Out Of The Sky
Sugar-Sugar (In My Life)
Lookin' Out My Backdoor
Rambunctious Boy
Blue Moon Nights
Run Through The Jungle
Ooby Dooby
She's Got Baggage
Born On The Bayou
Cotton Fields
Hot Rod Heart
The Midnight Special
The Old Man Down The Road
Deja Vu (All Over Again)
I Heard It Through The Grapevine
Have You Ever Seen The Rain
Centerfield
Down On The Corner
Up Around The Bend
Bad Moon Rising
Fortunate Son

(Zugabe:)
Rockin' All Over The World
Proud Mary

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AACHENER ZEITUNG

Zurück aus der Vergangenheit: John Fogerty brilliert
Von Andreas Herkens (20.03.2005 | 19:52 Uhr)

Köln. Es gibt selbst im Rock- und Popbereich Konzerte, bei denen ist es im Grunde genommen gar nicht so wichtig, was genau auf der Bühne passiert, welche Action geboten wird oder wie spektakulär die Lightshow funkelt.

Hauptsache, die Person, um die es geht, ist da, im selben Raum, nur wenige Meter entfernt.

So war es auch am Wochenende beim Auftritt von John Fogerty in Köln, einem besonderen Ereignis, denn der Amerikaner kommt nur sehr selten zu diesem Zweck nach Europa.

Rund 3500 Zuschauer schwelgten im Palladium in alten Hits und registrierten anerkennend, wie fit sich der Mann präsentierte - am 28. Mai wird er immerhin auch schon 60.

Natürlich war das Publikum überwiegend in eher gesetztem Rock-Alter, aber es waren auch viele Jüngere zu sehen, die die Glanzzeit Fogertys nur vom Hörensagen kennen können.

Die lag nämlich Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre. Zu dieser Zeit erntete der Sänger und Gitarrist mit seiner Band Creedence Clearwater Revival, kurz CCR, enorme Erfolge, platzierte Hits am laufenden Band in den Charts und erspielte sich unsterblichen Ruhm.

CCR trennten sich 1972. John meldete sich mit dem Solo-Projekt Blue Ridge Rangers und später ab und zu mit einem Solo-Album, zuletzt im vergangenen Herbst mit dem hervorragenden «Deja Vu All Over Again».

Fogerty ist zweifellos einer der ganz Großen der Szene, ein genialer Songschreiber. Dabei agierte er über die vielen Jahre eher unauffällig, rückte sich nicht ständig selbst in den Vordergrund. Was vielleicht ein Grund dafür ist, dass sein Name längst nicht jedem geläufig ist.

Bei seinen Songs sieht das schon anders aus. Sie und seine Stimme - eine der markantesten der Rockgeschichte - kennt, wer regelmäßig Radio hört. Viele seiner Titel wurden absolute Evergreens und für so manchen zum Lebensbegleiter. Wohl auch für die meisten Zuschauer in Köln.

Viel Jubel

Statt einer Vorband gab's auf einer Leinwand Blicke ins Fotoalbum. Lebensstationen Fogertys, Erinnerungen. Dann kam er auf die Bühne, dunkel gewandet wie seine vier Begleitmusiker, von großem Jubel begrüßt, der sich dann nach jedem Stück wiederholte.

Es begann mit «Travelin' Band» und endete nach knapp zwei Stunden mit den Zugaben «Rockin' All Over The World» (auch dieser Status-Quo-Hit stammt von ihm) und «Proud Mary».

Dazwischen Begegnungen mit vielen guten, alten, lieb gewonnenen Bekannten: «Bad Moon Rising», «Lodi», «Down On The Corner», «Up Around The Bend», «Have You Ever Seen The Rain», um nur wenige zu nennen.

Rock'n'Roll, Rockabilly, etwas Swamp-Rock, eine Prise Country-Rock - bekannt Zutaten, die heutzutage vielleicht etwas antiqiert anmuten mögen, aber nach wie vor bestens wirken. Auch einige neue Stücke fügten sich hier gut ein.

Fogertys Stimme - immer noch ein Erlebnis. Immer noch dieses unverkennbare, in den Höhen kratzige Krähen. So muss es sein!

Er selbst schien auch Gefallen zu haben am Geschehen. Immer wieder feuerte er, der eigentlich eher als zurückhaltender Typ gilt, die Fans an, bedankte sich überschwänglich.

Ach so: Die Lightshow war äußerst bieder statt spektakulär. Übermäßig viel Aktion war sonst auf der Bühne auch nicht zu beobachten. Abgesehen davon, dass Fogerty nach jedem Song die Gitarre wechselte und auch gelegentlich mal am Bühnenrand entlanglief.

Die Hauptsache: Er war mit seinen Songs überhaupt da. Und es war schön, ihn in dieser Form nach langen Jahren mal wieder sehen und erleben zu dürfen!

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FRANKFURTER NEUE PRESSE

Frisch seit 35 Jahren
Von Walter Fischer, Printausgabe vom 21.03.2005

In der Stadthalle Offenbach war der Rock ’n’ Roller John Fogerty zu Gast.

Nach sieben Jahren hat John Fogerty 2004 ein neues Studioalbum veröffentlicht: «Déjà Vu (All over again)». In der Geschichte des Rock ’n’ Roll hat Fogerty seit 35 Jahren seinen festen Platz, weil er der beste Songwriter ist. Als San Francisco in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre die Hochburg der Liebe und der Joints war, als Gruppen wie «Grateful Dead» oder «Jefferson Airplane» sich in Gitarrensoli verloren, schrieb Fogerty prägnante Songs, die in vier Minuten alles sagten.

Auch in Offenbach spricht die Musik für sich : «I’m not here to talk, I’m here to rock and roll!» Nichts anderes will das Publikum und bekommt mit «Travelling Band» einen fulminanten Auftakt. Es folgen «Green river», «Suzie Q», «Lodi» – Titel, aus dem großen Buch des amerikanischen Rock’ n’ Roll nicht wegzudenken. Aber auch «Sugar, Sugar» vom aktuellen Album hört sich an wie hundert Mal gehört.

«Proud Mary» und «Bad Moon Rising» gehören heute in das Standardrepertoire jeder Bierzeltkapelle, doch niemand hat diese Titel häufiger gespielt als Fogerty selbst. Dennoch wirken sie völlig unverbraucht. Ihr Urheber scheint nach wie vor einen jugendlichen Spaß daran zu haben. Wie in den Anfangstagen von «Creedence Clearwater Revival», deren Herz John Fogerty war. Das Musikmagazin «Rolling Stone» erklärte diese Gruppe einst zur besten amerikanischen Rockgruppe 1969. Man kann nachvollziehen, was die Juroren damals bewogen hat: Mit John Fogerty schlägt das Herz des Rock ’n’ Roll nach wie vor.

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WORMSER ZEITUNG

Lieder wie gehärteter Stahl, urig: CCR-Frontmann John Fogerty in der Stadthalle Offenbach
Von Michael Jacobs, 21.03.2005.

John Fogerty ist kein Mann der leisen Töne. Bevor er in den frühen Sechzigern die All American-Hitfabrik Creedance Clearwater Revival gründete, hatte er schon manchen Vorstadt-Tanzschuppen in Grund und Boden gebrüllt, weil´s kein Mikrophon gab. Nach der Auflösung von CCR gab es dann jahrzehntelanges Gezeter mit seiner Plattenfirma, die den Kalifornier mit Knebelverträgen mundtot machen wollte. Fogerty tat das einzige, was der Rhythm&Blues-Seele; wahren Frieden gewährt: eine Pilgerfahrt nach Mississippi an das Grab von Robert Johnson. Vielleicht sollte man das mit 60 wirklich mal machen. Denn Fogerty springt wie aus einem Jungbrunnen auf die Bühne der Offenbacher Stadthalle, die mit den Jahren immer mehr die stickig-verträumte Aura einer Southern Comfort-Reifehalle angenommen hat. Und deshalb glänzend harmoniert mit Fogertys zeitlos-archaischen Songs, die sich aus den Charts ohne große Umwege als schon immer Dagewesenes ins kollektive Gedächtnis eingebrannt haben: "Bad moon rising", "Proud Mary", "Cottonfields", "Midnight Special", "Who´ll stop the rain".

Fogerty und seine vierköpfige Band feiern die urtümlichen und immer noch kraftstrotzenden Kompositionen wie gerade eingefangene Mustangs. Schlingernd schwer wälzt sich "Green River" durchs Riff-Bett, der Frontmann rennt den Bühnensteg auf und ab, peitscht lachend das Plektron auf die Bretter. "Looking out my backdoor" im Hillbilly-Stakkato, das psychedelisch-düstere "I heard it throuh the grapevine", "Down on the corner" mit Holzfäller-Spänen zwischen den Saiten. Dabei winkt Fogertys Garagen-Stimme immer noch mit der vokalen Abrissbirne. Wenige Stücke spielt er von seinem aktuellen Album "Deja Vu all over again", etwa den Titelsong, der zu Filmbildern von Soldatensärgen in eine eingängige Antikriegs-Hymne mündet.

An die Hallenwand mit der Coca Cola-Reklame klatschen die Schatten der Band, Fogerty brüllt "Macht mal Licht an": Ein Meer wogender Arme, sogar ein Krückstock ist dabei. Dann wieder Abtauchen in den tiefen Süden, "Born on the Bayou", wo die Sümpfe Soul atmen und die "Blue Moon nights" bedrohlich dämmern.

32 Songs in knapp zwei Stunden, keiner länger als drei, vier Minuten, einfach gestrickt, aber so tief im Feuer des Rock´n´ Roll und Blues geschmiedet, dass man unverwüstliche Amulette daraus hämmern kann. "Danke für die Musigg" schreit einer von den Rängen. Fogerty lacht und macht einfach weiter: "Rockin´ all over the world".

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